Pro Integer – Akademie – Das Wunder der Wertschätzung

Das Wunder der Wertschätzung

Autor: Anna Kühr
Datum: 30.01.2020

Wunder durch Wertschätzung 

Echte Wertschätzung kann wahre Wunder wirken: Sie aktiviert unser Belohnungszentrum im Gehirn und hemmt das Angstzentrum – in kürzester Zeit entfalten sich Kreativität, Motivation und Beziehungsfähigkeit.

Das Schlüsselwort darin ist „echt“. Nur wenn es unserer inneren Haltung entspricht, können wir echte Wertschätzung ausdrücken. Das heißt, es ist keine Technik, die wir erlernen müssen, sondern es ist eine innere Entwicklung, die uns diesen wertschätzenden Blick auf Menschen (und das Leben) ermöglicht.

Wertschätzung als innere Haltung lässt sich erlernen

Die beste Übung, die ich kenne:

  • Bei jedem Menschen, der uns begegnet, danach zu suchen, welche positiven Eigenschaften er oder sie hat. Egal ob dass die Kollegin aus der Nachbarabteilung, der Mitarbeiter aus der eigenen Abteilung, der Mensch an der Essensausgabe in der Kantine oder die Kassiererin im Supermarkt ist. Zu Beginn ist es leichter, das bei den Menschen, die uns ohnehin schon sympathisch sind, zu tun.
  • Wenn das zu einer Selbstverständlichkeit und einem Automatismus geworden ist, können wir mit den Menschen weitermachen, die uns missmutig oder nörgelig begegnen.
  • Wenn wir auch darin geübt sind, geht es weiter mit den Menschen, die uns am schnellsten auf die Palme bringen können. Dabei hilft der Gedanke, dass auch Menschen, über die wir uns aufregen, Familie und Freunde haben – es also Menschen gibt, die sie mögen. Hier sind wir gefordert kreativ zu sein und uns zu überlegen, welche schönen oder positiven Eigenschaften diese Person wohl haben könnte.

Diese Übung konsequent über drei bis fünf Monate angewandt, verändert unsere Haltung gegenüber Menschen allgemein und damit auch nachhaltig unser Gehirn. Die Nervenverbindungen, die aktiviert werden, um Wertschätzung wahrzunehmen und auszudrücken, sind ausgeprägter, fest verdrahtet und machen quasi von allein weiter. Wir haben damit eine neue Gewohnheit und Haltung etabliert, die dazu führt, dass wir ohne Anstrengung echte Wertschätzung ausdrücken. So können wir nachhaltig unsere Persönlichkeit positiv verändern.

Zeitmangel als Grund für fehlende Wertschätzung ist eine Ausrede, denn Wertschätzung ist eine Haltung, die keine Extra-Zeit braucht und keine Technik, die Mühe kostet und „abgearbeitet“ werden muss. Ganz im Gegensatz zum „Lob“!

Lob ist süßes Gift

Hinter jedem Lob verbirgt sich ein hierarchisches Gefälle in der Beziehung zum Gegenüber. Lob ist das Gegenteil von Anerkennung und Wertschätzung auf Augenhöhe, es macht klein und wirkt schnell gönnerhaft.

Wenn Wertschätzung nicht einer inneren Haltung entspringt, sondern technisch, als „guter Vorsatz“, verstanden wird, ist es eher Lob. Lob könnte man auch als das Fastfood der Unternehmensküche bezeichnen. Es macht zwar erst mal pappsatt, hält aber nicht lange vor und nährt auch nicht. Es ist Mittel zum Zweck, wirkt schnell formelhaft, macht Mitarbeitende süchtig und erschöpft die Führungskraft, weil immer wieder nachgelegt werden muss. Wertschätzung hingegen kann in echte Energie umgewandelt werden, die Kreativität und Motivation bei den Betroffenen freisetzt.

Der Satz "Menschen kommen zu Unternehmen – aber sie verlassen Vorgesetzte" des Führungs-Experten Reinhard Sprenger lässt sich vielleicht noch ergänzen durch: „ Sie verlassen Vorgesetzte, die nicht wertschätzend mit ihnen umgehen, sondern bei denen sie sich wirkungslos, beliebig und austauschbar erleben.“ Das schadet der Produktivität und dem wirtschaftlichen Erfolg, denn demotivierte Mitarbeiter verlassen das Unternehmen entweder nach kürzester Zeit wieder, oder sie fahren ihre Leistungsbereitschaft zurück. Wertschätzende Führung gehört also mitnichten zu den Soft-Skills im Unternehmen, sondern ist ein harter Erfolgsfaktor.

Eigentlich sehnen wir uns alle danach, egal ob Chef oder Mitarbeiter, und trotzdem tun wir uns so schwer mit der echten Wertschätzung. Deshalb am besten selbst den Anfang machen. So lernen wir, andere stark zu machen und dabei selbst stärker zu werden – denn jedes Zeichen echter Wertschätzung wird erwidert.

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